3. Rundbrief - November 2008
Liebe Freunde, Bekannte und Familie
Seit drei Monaten sind wir nun wieder in Peru. Die Reise war lang und anstrengend, verlief jedoch problemlos. Die Kinder haben im Flugzeug super geschlafen und sich Daheim in Juliaca schnell wieder eingelebt. Nun vermisst Antony vorallem ganz fest seinen Kevin und die Zeit am See. Sein kleiner Bruder Fernando vermisst sein Grossi und Grosstanti, die ihn so viel herumgetragen haben. Deshalb musste ich nun lernen, ihn im Tragtuch auf den Rücken zu binden, wie es die peruanischen Frauen praktizieren. So kann er überall dabei sein. Nur so schläft der kleine Mann. Edgar fehlen die feinen Würste auf dem Grill und ich vermisse nebst der feinen Schoggi meine Familie und Freunde.
Die Zeit in der Schweiz war wunderschön! Herzlichen Dank an all die guten Begegnungen und Gespräche. Auch im Namen vom Instituto Vida bedanken wir uns bei all jenen die unsere Projekte finanziell unterstützen sowie uns mit guten Wünschen und Gedanken begleiten. Dank eurer Hilfe können wir hier viel helfen und verändern.
Die Schule Kausana Wasi
Da wir auch in Peru die Teuerung stark merken, nicht nur bei den Lebensmitteln sondern auch beim Baumaterial, konnten wir den Bau der Schule noch nicht beginnen. Im Moment geben wir Aufgabenhilfe. Dies hört sich zwar einfach an, gestaltet sich jedoch schwierig. Die Kinder bringen keine Hausaufgaben mit, weil sie oft gar keine haben. Falls wir ihre Schulbücher zu Gesicht bekommen, sind erst die ersten Seiten benutzt worden, obwohl das Schuljahr an Weihnachten zu Ende geht. Die Kinder der sechsten Primarklasse haben am meisten Mühe mit den Grundrechnungen und dem 1x1. So üben wir fast täglich mit ihnen Kopfrechnen. Auch Lesen von einfachen Texten, sowie das Abfragen von Textverständnis bereitet den Kindern grosse Schwierigkeiten. Ein weiterer Schwerpunkt bildet das Erlernen von Begrüssung, Verabschiedung, Dank und Bitte.
Hoplaa - Praktikantin
Seit Anfangs September hat Ornella Bongard – Religionspädagogin - aus dem Wallis ihr drei-monatiges Hoplaa - Praktikum bei uns im Instituto Vida begonnen.
Ornella hilft und begleitet uns in den verschiedenen Arbeitsbereichen und Sitzungen. Vorallem begleitet sie die Kinder in der Aufgabenhilfe.
Dank ihrem Einsatz können wir einzelne Kinder intensiver fördern. In der Frauengruppe Cristo Blanco haben die Frauen und Ornella ihre kulturellen Unterschiede einander näher gebracht. Zudem ist sie im Radioprogramm Live mit Hilda auf Sendung.
Graziella im Spital
Nun zum Schluss noch eine kleine Episode aus dem Alltag in Juliaca. Die Familie, die bei uns auf dem Land lebt, hat im ganzen sieben Kinder. Der Älteste ist 20 Jahre alt und die Jüngste, Graziella zählt ein Jahr. Sabina, die Mutter der Kinder, ist in meinem Alter, spricht Quetschua und versteht kaum Spanisch. Dies hindert uns beide jedoch nicht daran, gemeinsam Gespräche zu führen. Mit ihren Kindern haben Sabina und Ignacio einen sehr herzlichen und liebevollen Umgang.
Vor einem Monat rief mich Señor Ignazio am frühen Morgen an. Ganz besorgt erzählt er mir, dass die kleine Graziella im Spital sei und es ihr sehr schlecht gehe. Ob es möglich wäre, dass ich sofort käme. Ignazio war so in Sorge, dass ich ihn nicht richtig verstanden habe und mich zum Spital begab – Fernando und Antony konnte ich zum Glück Daheim bei Ornella lassen. Im Spital lag dann die Kleine mit einer riesigen Armschiene mit Infusion in einem Gitterbettchen und schlief – starker Durchfall und zu wenig Flüssigkeit begleitet sie mit Fieber.
Bei der Arztvisite sprach der Arzt nur Spanisch. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass Sabina kein Spanisch verstehe, hielt er ihr eine Moralpredigt wie ungebildet sie doch sei. Danach sprach er einfach auf Spanisch weiter. Eine klare Information über den Gesundheitszustand und die Behandlung von Graziella gab er uns nicht, sondern schickte uns aus dem Zimmer. Während der drei Tage im Spital bekamen wir keine Infos über den Zustand von der Kleinen. Sabina war Tag und Nacht im Spital, welches natürlich ungeheizt ist. Als wir Graziella endlich nach Hause nehmen wollten, verlangte der Artz noch einen Ultraschall um eine Niereninfektion auszuschliessen. Diesen Ultraschall macht jedoch nicht das Spital, so dass wir privat zu einem Arzt mussten. Danach verlangten die Krankenschwestern noch 60 Soles, damit sie Graziella entlassen konnten. Nach diesem kleinen, nervenaufreibenden Abenteuer lebt die kleine Graziella wieder wohlauf bei ihrer Familie auf dem Campo. Wir sind froh, dass es nur ein starker Durchfall war.
Wir wünschen Euch allen eine schöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest mit Euren Familien und einen guten Start ins Neue Jahr.
Wir freuen uns immer über Post von Euch und natürlich sind auch Pakete immer herzlich Willkommen – die peruanische Post ist zuverlässig!
Wir grüssen Euch ganz, ganz herzlich aus dem fernen Peru und sind in Gedanken viel bei Euch in der Schweiz!